Was hast du gesagt?
Menschen beklagen deine Sprechweise und du versuchst krampfhaft lauter zu sprechen.
Wenn du unsicher bist, passiert das noch häufiger als sonst?
Der Grund könnte sein, dass du undeutlich sprichst oder Endsilben verschluckst, also nicht richtig artikulierst.
Folgende vier Gegebenheiten beeinflussen deine Verständlichkeit:
- wie deutlich sprichst du?
- wie laut sprichst du?
- wie gut hört dein Gegenüber?
- wie laut ist der Umgebungslärm?
Je deutlicher du artikulierst, also je bewusster du die Laute formst, umso besser wirst du verstanden.
Auch ohne zu schreien oder extra laut sein zu müssen.
Deshalb trägt gute Artikulation auch zur Stimmschonung bei. Das beugt Heiserkeit bei langem berufsbedingten Sprechen vor, Beispiel Lehrende.
Zurückhaltung aufgrund von Unsicherheit und Unterspannung haben verminderte Motorik und damit eine undeutliche, nuschelnde Aussprache zur Folge.
Die Motivation zu sprechen, etwas sagen zu wollen, versetzt dich in die optimale mittlere Grundspannung und ist die Basis für eine gelingende Artikulation. Ein Zuviel an Anspannung ist ebenfalls nicht förderlich. Mehr dazu unter Wie kann ich deutlicher sprechen?
Was ist Artikulation?
Artikulation ist die Lautbildung im Mundraum.
Das geschieht durch das Zusammenspiel verschiedener Muskelgruppen und der beweglichen Teile im Areal des sogenannten Ansatzrohrs.
Als Ansatzrohr wird der Hohlraumkomplex oberhalb der Stimmlippen (sie befinden sich im Kehlkopf), der Mund- und Rachenraum miteinschließt, bezeichnet.
Die beweglichen Artikulationsorgane Lippen, Zunge, Gaumen, Unterkiefer, auch Sprechwerkzeuge genannt, formen die Laute. Die Zungen-, Lippen- und Kiefermuskel steuern die Bewegung.
Im Kehlkopf wird von den Stimmlippen („Stimmbänder“) der Primärklang erzeugt, aus dem durch die jeweiligen Ausformungen der Sprechwerkzeuge unterschiedliche Laute im Ansatzrohr gebildet werden.
Zum Beispiel ein A, bei dem der Unterkiefer weit nach unten öffnet und der Zungenrücken flach ist, oder das O, bei dem die Lippen sich zum Kussmund runden.
Wie wirkt Artikulation?
Nach außen bedingt sie die Verständlichkeit. Wie weit dringen deine Laute und wie klar sind sie hörbar?
Je geschmeidiger du artikulierst, umso ist flüssiger deine Sprechweise. Du kannst mit der Sprache gestalten, Tempo und Lautstärke wählen und so eine Dynamik im Sprechen erzeugen. Im Unterschied zu einer monotonen Sprechweise, hast du so mehr Aufmerksamkeit deiner Zuhörenden.
Nach innen kannst du die Artikulation für dich nutzen.
Gute Artikulation mit dem Lösen der Lippenspannung am Wortende unterstützt dich in der Sprechatmung. Lies mehr dazu in meinem Blog „Atemübungen zum stimmschonenden Sprechen“.
Indirekte Auswirkung hat die Artikulation in Verbindung mit der Atmung auch auf den Stimmklang.
Wenn du deutlich artikulierst, sprichst du ruhig und in der passenden Lautstärke.
Klare Artikulation verhilft zu richtiger Sprechatmung, diese lässt dich ökonomischer sprechen. Das macht dich ruhiger und verhilft dir zu einem angenehmen Stimmklang in deiner Wohlfühllage.
Wenn du das Gefühl hast, lauter sprechen zu müssen, weil du nicht verstanden wirst, macht Nervosität sich breit. Dann steigt mit der Lautstärke auch die Tonhöhe an, weil Anspannung im Körper die Tonhöhe beeinflusst. Bei höherer Spannung schwingen die Stimmlippen schneller und der Ton wird höher. Durch deutliche Artikulation vermeidest du ein angestrengtes Höher-Werden der Stimmlage beim lauter Sprechen.
Du nutzt die Resonanzräume besser, ohne innerlich „eng“ zu werden und wirst gut verstanden.
Wie artikulierst du richtig?
Ein organisches Zusammenspiel aller beteiligten Sprechwerkzeuge hilft, flüssig und verständlich zu sprechen.
Für die deutsche Sprache gibt es die Standardlautung. Duden Band 6: Das Aussprachewörterbuch beschreibt die Lautbildung in der Hochsprache gemäß den Ausspracheregeln. Dieses Wörterbuch ist mit Lautschrift versehen und zeigt in Grafiken, wo die Laute im Mundraum gebildet werden.
Wie du das umsetzt und wie die Laute klingen, mache ich dir im Sprechtraining vor, du lernst durch Nachahmung am schnellsten!
Wie kann ich deutlicher sprechen?
Indem du die Mundfaulheit überwindest und die Laute bewusst formst, plastisch artikulierst. Vereinfacht und pointiert gesagt, den Mund aufmachst beim Reden.
Dazu gibt es eine passende Vorbereitung:
- Warm-up für den Körper, um entspannt sprechen und atmen zu können: Sich durchstrecken, Schultern und Becken kreisen, eine Übung aus dem Blog Atemübungen zum stimmschonenden Sprechen machen. So wird dein Körper locker!
- Warm-up für die Stimme: Die Sprechwerkzeuge lockern, Zunge kreisen, Lippen flattern lassen – schnauben wie ein Pferd. Dann sanft summen auf mmm und die Wohlfühllage entdecken und nutzen. Das ist die Tonhöhe, auf der du ganz entspannt und wohlklingend sprichst. Tönen auf Vokalen, um die Stimme zu aktivieren: Mmmaaa… Nnnaaa… ooo…
Sieh es dir im Video an:
- Gezieltes Einsprechen mit Übungstexten: Als Artikulationsübung kannst du aus einer Zeitung oder einem Buch laut vorlesen oder dir selbst Übungstexte verfassen. Beginne langsam und überdeutlich.
Wie kann ich die Aussprache üben?
Indem du Übungssätze zu speziellen Themen verfasst.
Schon beim Schreiben formst du die Laute denkend mit.
Dann liest du die Sätze laut vor und artikulierst dabei deutlich.
So kannst du bestimmte Sprachlaute durch Wiederholung im Kontext eines Satzes oder ganzen Textes üben.
Wie zum Beispiel:
Den Unterschied zwischen offenen, kurzen und geschlossenen, langen Vokale herausarbeiten, etwa am Vokal a: Abends um acht war der Tag vollbracht.
Oder auf die Konsonanten achten, um sie am Wortende nicht zu verschlucken und harte und weiche zu unterscheiden, wie b-p: Er putzte brachliegende Prachtkarossen blitzblank, Pudelbesitzerinnen bot er prächtig beige Pelargonien billig an.
Untersuche den Text auf Stellen, die bei der Aussprache besonders zu beachten sind und markiere sie, damit sie dir gleich auffallen beim Ablesen – so bilden sie ein visuelles Signal!
Ziehe das Duden Aussprache Wörterbuch heran, um die richtige Lautung zu finden.
Spüre, wo im Mundraum du die Laute formst, welche Muskeln zusammenspielen und wie die Stellung von Lippen und Zunge dabei ist.
Zu guter Letzt trainierst du mit einem Übungsbuch zur Sprechtechnik wie das von Vera Balser Eberle die Geläufigkeit am Text.
Im Sprechtraining stehe ich dir dabei mit Anleitung und Feedback zur Seite!
3 Artikulationsübungen, mit denen du rasch sprechdeutlich wirst
- Lies einen Textabsatz übertrieben langsam, Laut für Laut. Spüre dabei, wie du von einer Artikulationsstelle im Mundraum zur nächsten wechselst.
- Streck die Zunge raus und sprich 3 Sätze mit der Zunge draußen. So bist du zum überdeutlichen Artikulieren gezwungen!
- Dann sprich den gleichen Absatz in normalem Sprechtempo, so trainierst du Geläufigkeit.
Im Video zeige ich es kurz vor:
Was bedeutet das im Alltag?
Diese Bewusstheit über das Formen der Laute nimmst du mit in den Alltag und verknüpfst sie mit den Erfahrungen aus dem Übungsprozess.
Das wird deine Sprechweise verändern, weil du bewusster sprechen und mehr gestalten wirst.
Du hörst auch anderen aktiver zu und nimmst Stimmen und Sprechweisen deutlicher wahr.
- Du wirst verstanden.
- Du wirst wahrgenommen.
- Du vermittelst Kompetenz und Sicherheit.
- Du kommst besser an!
Fazit: bessere Artikulation, um deutlicher zu sprechen
Wenn du die Anregungen zur richtigen Artikulation berücksichtigst, sprichst du klar, deutlich und stimmschonend.
Du atmest richtig.
Du nimmst deine Umwelt, andere Sprechende, besser wahr.
Das verfeinert auch deine eigene Wahrnehmung, du wirst aufmerksamer!
Dadurch sprichst du mit weniger Aufwand, also ökonomischer. Das beugt Heiserkeit bei langem berufsbedingtem Sprechen vor.
Kurz: Du tust dir, deiner Stimme und deiner Umwelt Gutes.
Also, hab Mut zum deutlichen Artikulieren!
Freu dich, wenn du schön sprechen kannst.
Mach dir verschiedene Sprechweisen zu Eigen: den jovialen Dialekt genauso wie professionelles Hochdeutsch!
Trainiere deine Aussprache – im Sprechtraining unterstütze ich dich dabei mit Übungen, Aufnahmen und unmittelbarem Feedback!